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Osteopathie beim Baby – alles über die sanfte Behandlung

Osteopathie beim Baby – alles über die sanfte Behandlung

Julia
Hebammenwissen von: Julia
Lesedauer: 9 min.

Osteopathie beim Baby wird immer beliebter. Viele Eltern setzen auf diese sanfte Methode. Denn hier wird dein Schatz ausschließlich mit den Händen behandelt. Die Anwendungsgebiete reichen zum Beispiel von Bewegungseinschränkungen über das KISS-Syndrom bis hin zur Behandlung nach einer herausfordernden Geburt. In diesem Beitrag habe ich dir alle wichtigen Informationen über diese besondere Form der Heilkunde zusammengestellt. Du erfährst auch, wer die Kosten dafür trägt und wie anerkannt die Osteopathie ist.

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Baby und Osteopathie: Babybauch wird untersucht

Was ist Osteopathie?

Der Begriff Osteopathie vereint die beiden altgriechischen Wörter für Knochen und Leiden. Der Begründer dieser Heilmethode, der amerikanische Arzt Andrew Taylor Still, sah nämlich die Ursache vieler Krankheiten und Schmerzen in körperlichen Blockaden:

  • Liegen solche Hemmnisse vor, werden laut Osteopathie bestimmte Körperbereiche nicht ausreichend versorgt.
  • Daher versuchen die Behandler, Blockaden in der Knochenregion oder dem Gewebe mit ihren Händen aufzuspüren und sanft zu lösen.
  • Dabei sieht dieser Ansatz den Körper als ganzheitliche Einheit, in dem ein Rädchen ins andere greift und viele Regionen miteinander verbunden sind.
  • Gibt es zum Beispiel eine Störung im Rücken, kann das auch Auswirkungen auf die Kopfregion haben.

Sind die Blockaden gelöst, aktiviert der Körper demnach Selbstheilungskräfte und kann damit wieder vieles von sich aus ins Gleichgewicht bringen. Damit hilft der Osteopath dem Patienten dabei, sich selbst zu helfen.

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Osteopathie beim Baby: Bei welchen Blockaden kann sie helfen?

Weil die Osteopathie eine sehr sanfte Behandlungsmethode ist, darf sie auch schon bei Neugeborenen und Säuglingen angewendet werden. Während der Schwangerschaft im immer enger werdenden Bauch und vor allem bei der Geburt haben starke Kräfte auf dein Baby eingewirkt. Normalerweise bringt sich das alles nach der Entbindung von selbst wieder in die richtige Form. Doch in einigen Fällen können Blockaden weiter bestehen und bei Babys für Unwohlsein sowie körperliche Symptome sorgen. Zu den häufigen Fällen für Osteopathen gehören:

Baby weint - Baby und Osteopathie kann helfen

  • Verformungen des Schädels: War der Geburtskanal sehr eng oder kam dein Baby per Saugglocke zur Welt, kann der Schädel etwas oval verformt sein. Eine osteopathische Behandlung kann hier dabei unterstützen, die Knochen in ihre richtige Position zu bringen.
  • Bewegungseinschränkungen wie zum Beispiel eine bevorzugte Kopfhaltung: Die Ursache liegt oft in einem blockierten Halswirbel oder in Spannungen im Schädelbereich. Einige Blockaden können auch erst später sichtbar werden, wenn das Baby sich nicht altersgemäß bewegt oder dreht. Nach einer osteopathischen Behandlung machen viele Kinder in kurzer Zeit motorische Fortschritte.
  • Starkes Schreien oder Einschlafprobleme: Das kann an verschobenen Schädelknochen liegen, die Druck und Schmerzen auslösen. Hat der Osteopath diese Einschränkungen gelockert, verbessern sich in vielen Fällen die Schrei- und Schlafschwierigkeiten.

Baby wird gestillt

  • Schluckschwierigkeiten oder Verdauungsprobleme: Wenn ein Baby Schwierigkeiten beim Trinken hat und sich zum Beispiel besonders häufig verschluckt, sucht der Osteopath nach der körperlichen Ursache. Auch bei Verdauungsproblemen wie Blähungen oder häufigem Aufstoßen – dem sogenannten Reflux – kann der häufig eine Blockade finden und lösen.
  • Kaiserschnitt-Geburt: Hier schaut der Osteopath, wie sich der Kaiserschnitt auf das Nervensystem des Babys ausgewirkt hat. Sind etwa bestimmte Reflexe oder Unruhe stark ausgeprägt, können gezielte Handgriffe dem entgegenwirken und den Säugling beruhigen.

Babyrücken wird behandelt

Sanftes Instrument bei KISS-Syndrom und Hilfe für Schreibabys

Wenn ein Baby viel schreit oder den Kopf auffällig stark zu einer Seite neigt, kann das KISS-Syndrom die Ursache sein. Die Abkürzung steht für Kopfgelenk-induzierte Symmetrie-Störung. Hier liegt eine Fehlstellung in der Halswirbelsäule vor, die zu Schmerzen und falscher Haltung führen kann. Denn das Baby möchte den Schmerzen ausweichen. Daher dreht es seinen Kopf automatisch zu der Seite, die am wenigsten weh tut. Das macht sich oft schon wenige Tage nach der Geburt bemerkbar. Vielleicht mag der Säugling nur auf einer bestimmten Seite liegen oder er kann beim Stillen seinen Kopf nicht richtig zur anderen Brust drehen. Als Ursachen für diese Fehlstellung werden eine

  • herausfordernde Geburt wie zum Beispiel Kaiserschnitt oder Saugglocke
  • Mehrlingsschwangerschaft oder auch
  • Querlage des Babys im Bauch der Mutter

angenommen. Der Osteopath kann hier helfen, indem er die Fehlstellung in der Halsregion ertastet und mögliche Blockaden löst.

Baby und Osteopathie: Experte untersucht Babyhand

Wie behandelt der Osteopath mein Baby?

Vor der Behandlung wird sich der Osteopath mit dir über dein Baby unterhalten. Er fragt dich zum Beispiel, ob dir an deinem Baby ein bestimmtes Verhalten auffällt oder wie die Geburt verlaufen ist. Diese Informationen geben erste Hinweise auf mögliche Ursachen. Anschließend beginnt er mit der sanften Untersuchung deines Kindes:

  • Dafür tastet er das Gewebe ab.
  • Meist geht der Therapeut dabei von Kopf bis Fuß vor – vom Schädel über die Wirbelsäule und Brust, zu Bauch, Hüften und Beinen.
  • Dabei erkennt er Funktionsstörungen, Verspannungen oder auch Blockaden.
  • Mit leichtem Druck und gezielten Bewegungen löst er diese Einschränkungen.

So sollen die Selbstheilungskräfte des Körpers freigesetzt werden und wirken. Medikamente kommen nicht zum Einsatz.

Mann behandelt Baby am Bein

Wie viele Termine beim Osteopathen braucht mein Baby?

Das ist unterschiedlich, es hängt von deinem Kind und den körperlichen Ursachen ab. Meist gibt es vier Termine in zeitlichen Abständen von rund einem bis zwei Monaten. Einige Babys reagieren besonders gut auf osteopathische Behandlungen, sodass zwei Termine bereits ausreichen.

Was kostet eine osteopathische Behandlung für Babys und wer bezahlt sie?

Ein Termin beim Osteopathen kostet meist zwischen 60 und 150 Euro. Viele Krankenkassen beteiligen sich daran, indem sie einen Teil des Betrages übernehmen. Erkundige dich am besten vorher bei deiner Versicherung. Meist ist die Kostenerstattung an bestimmte Voraussetzungen geknüpft:

  • Einige Krankenkassen erstatten anteilig die Kosten, wenn ein Arzt das Rezept ausgestellt hat.
  • Meist gibt es eine maximale Anzahl an Sitzungen, die bezuschusst werden.
  • Zudem bestehen viele Versicherungen darauf, dass der Osteopath eine umfassende Ausbildung vorzeigen und einem Berufsverband angehören muss. So möchten sie eine gute Qualität der Behandlung sicherstellen.

Arztrezept

Häufige Fragen zu Baby und Osteopathie

Zum Thema Baby und Osteopathie erreichen mich viele Fragen junger Eltern. Denn die Aussicht auf eine rasche Besserung von Symptomen und das ohne Medikamente, Operation oder Geräte klingt nach einer guten Alternative zu klassischen Behandlungsmethoden.

Ab wann kann ich mit meinem Baby zu einer Behandlung?

Da diese Form der Heilkunde sehr sensibel und vorsichtig mit den Patienten umgeht, können auch bereits Neugeborene behandelt werden. In vielen Geburtskliniken in den USA arbeiten Osteopathen und untersuchen die Babys routinemäßig nach ihrer Entbindung.

Schlafendes Baby

Tut Osteopathie meinem Baby weh?

Nein, ganz im Gegenteil. Die vorsichtigen Berührungen des Osteopathen sind für viele Babys so angenehm, dass sie dabei einschlafen. Nach einer Behandlung, wenn die Blockaden gelöst sind, kann es zu leichten Schmerzen kommen. Das wird auch als Erstverschlimmerung bezeichnet, ist aber harmlos und normal. Nach kurzer Zeit verschwinden diese Symptome.

Hilft Osteopathie meinem Baby nach einer Geburt mit Saugglocke?

Hast du bei der Geburt deines Babys medizinische Unterstützung durch eine Saugglocke oder eine Zange erhalten, kann eine osteopathische Behandlung sinnvoll sein. Denn die Kräfte dieser Hilfsmittel haben auf den Kopf deines Kindes eingewirkt. Falls dabei Blockaden oder Verformungen entstanden sind, kann der Osteopath diese erspüren und auflösen.

Termin für Osteopathie

Wie bekomme ich einen Termin?

Eltern kennen ihr Kind am besten. Hast du den Eindruck,

  • deinem Baby geht es nicht gut – schreit es viel, scheint es Schmerzen zu haben?
  • Oder hat es motorische Besonderheiten, weil es z.B. bevorzugt auf einer Seite trinkt oder seinen Kopf am liebsten zu einer Seite dreht?
  • Vielleicht hast du auch beobachtet, dass seine Bewegungsabläufe etwas unrund sind?
  • Möglicherweise bemerkst du bei deinem Kind einen abgeflachten Hinterkopf oder eine etwas schräge Halsstellung?

Dann wende dich zunächst an deinen Kinderarzt. Er berät dich und stellt bei Bedarf ein Rezept für osteopathische Behandlungen aus. Damit kannst du dann bei einem Osteopathen, der die Voraussetzungen deiner Krankenkasse erfüllt, einen Termin ausmachen. Rezept und Rechnung reichst du bei eurer Versicherung ein und erhältst dann den vereinbarten Betrag erstattet.

Baby und Osteopathie - Behandlung am Fuß

Ist die Wirksamkeit bewiesen?

Viele Eltern sind von Osteopathie überzeugt. Denn sie sehen bei ihrem Schatz oft schon nach kurzer Zeit enorme Fortschritte und gesundheitliche Verbesserungen. Woran das liegt, ist wissenschaftlich noch nicht bewiesen. Verschiedene Studien konnten positive Effekte osteopathischer Behandlungen nicht belegen. Das ist einer der Gründe, warum die meisten Krankenkassen die Kosten für die Therapie nur anteilig übernehmen. Wichtig für dich: Die wissenschaftlichen Untersuchungen zeigen auch, dass die sanfte Therapie unschädlich ist. So kannst du ganz unbesorgt deine Entscheidung treffen, ob und wie du dein Kind behandeln lassen möchtest.

Lachendes Baby

Wie finde ich einen Osteopathen für mein Baby?

Wer in Deutschland Osteopath werden möchte, braucht zunächst eine medizinische Ausbildung als Arzt, Physiotherapeut oder Heilpraktiker. Dann darf er sich weiter fortbilden – Art und Stundenumfang sind jedoch unterschiedlich. Du findest Osteopathen über ihre Berufsverbände, dort kannst du oft auch gezielt nach Ausbildungsumfang oder Kinderosteopathie suchen. Solche Liste gibt es zum Beispiel beim Bundesverband Osteopathie, beim Verband der Osteopathen Deutschland oder auch beim Berufsverband Deutscher Osteopathischer Ärztegesellschaften.

FAZIT

Wenn du auf der Suche nach einer sanften Behandlungsform für dein Baby bist, kann Osteopathie für euch das richtige sein. Ob bei konkreten Symptomen oder einfach vorsorglich nach der Geburt – allein mit seinen Händen schaut der Therapeut nach Ursachen für mögliche Blockaden, Bewegungseinschränkungen oder Beschwerden.

Eine solche Untersuchung gibt vielen Eltern ein sicheres Gefühl. Denn sie erhalten so eine fachliche Rückmeldung über das ganzheitliche körperliche Wohlbefinden ihres Kindes. Ich kenne viele frischgebackene Mamis und Papis, die nach einer solchen Behandlung erstaunliche Verbesserungen bei ihrem Baby bemerkt haben. Die meisten Babys finden die Behandlung sehr entspannend und schlummern dabei sogar ein. Wenn du an einer solchen Therapiesitzung interessiert bist, lass dich von deinem Kinderarzt oder deiner Hebamme beraten.

 

 

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