Fehlgeburt: Ursachen, Symptome und Behandlung
Fehlgeburten sind ein schwieriges Thema. Betroffene Eltern haben teilweise das Gefühl, nicht über ihre Erfahrungen sprechen zu können oder bekommen von ihrem Umfeld nicht die Unterstützung, die sie brauchen. In diesem Artikel möchte ich dir gerne mehr zum Thema Fehlgeburt erzählen. Du erhältst eine Definition, erfährst, was mögliche Anzeichen und Gründe sind und wie es nach einer Fehlgeburt weitergeht.
Fehlgeburt: Definition
Von einer Fehlgeburt bzw. einem Abort (engl. abortus) wird gesprochen, wenn die Schwangerschaft vor der 20. SSW endet oder das Gewicht des Kindes unter 500 Gramm liegt. Das Baby ist dann noch zu klein, um alleine zu überleben. Es gibt verschiedene Arten des Aborts:
- Frühabort: Eine frühe Fehlgeburt tritt im ersten Drittel der Schwangerschaft auf. In einigen Fällen wusste die Frau dabei noch nicht, dass sie schwanger war. Der Abgang wird dann mit der Periode verwechselt.
- Spätabort: Nach den ersten 12 Schwangerschaftswochen handelt es sich um eine späte Fehlgeburt.
- Stille Geburt (Totgeburt): Ab der 24. Schwangerschaftswoche spricht man von einer stillen Geburt (früher auch Totgeburt genannt).
- Unvollständiger vs. vollständiger Abort: Bei einem unvollständigen Abort bleiben Überreste der Plazenta oder andere Gewebereste in der Gebärmutter. Das Gegenteil dazu ist der vollständige Abort.
- Missed Abortion: Es kann sich um eine verhaltene Fehlgeburt handeln, welche auch als verhaltener Abort oder Missed Abortion bezeichnet wird. Das bedeutet, dass das Baby im Körper der Frau verbleibt und es keinen Abgang oder Blutungen gibt, die auf den Abort hinweisen.
In welcher Woche ist eine Fehlgeburt am häufigsten?
Die meisten Fehlgeburten treten in den ersten 12 Schwangerschaftswochen auf, also im ersten Trimester der Schwangerschaft. Das größte Fehlgeburts-Risiko besteht dabei in den ersten 7 Schwangerschaftswochen. Nach den ersten 12 Wochen sinkt das Risiko stark ab. Daher behalten viele Paare bis zu diesem Zeitpunkt die Schwangerschaft für sich und teilen sie erst danach mit Freunden und Familie.
Wie äußert sich ein Abort?
Es kann sein, dass die Frau einen Abortus nicht mitbekommt. Bestimmte Anzeichen, z.B. Blutungen, können jedoch einen Hinweis darauf geben. Wenn du dir unsicher bist, dann melde dich am besten direkt bei deinem Arzt oder deiner Hebamme.
- Vaginale Blutungen: Schwächere oder starke Blutungen sind ein häufiges Anzeichen für einen drohenden Abort. Die Blutung kann auch Klümpchen enthalten.
- Unterbauchschmerzen: Krämpfe in der unteren Bauchregion können ebenfalls ein Symptom sein.
- Vorzeitige Wehen: Bei Kontraktionen der Gebärmutter solltest du dich ebenfalls direkt an deinen Arzt wenden.
Manchmal bekommen Frauen es auch überhaupt nicht mit, vor allem in den früheren Schwangerschaftswochen, kurz nach der Einnistung der befruchteten Eizelle.
Drohende Fehlgeburt: Das ist jetzt wichtig
Hast du den Verdacht auf eine Fehlgeburt, dann solltest du dich so schnell wie möglich an deine Hebamme oder deinen Arzt wenden. Bei der Diagnose wirst du gründlich untersucht, zum Beispiel über einen Ultraschall und Blutuntersuchungen. Bei deinen Blutwerten wird unter anderem das humane Choriongonadotropin (hCG) untersucht – dabei handelt es sich um das Schwangerschaftshormon. Ein weiterer Anhaltspunkt kann ein geöffneter Muttermund sein. Deshalb erfolgt auch eine vaginale Untersuchung.
Oft sind Blutungen oder ähnliche Anzeichen auch harmlos. Zum Abklären solltest du dich aber trotzdem gründlich untersuchen lassen. Manchmal kann die Geburt noch hinausgezögert werden, zum Beispiel durch strikte Bettruhe oder durch wehenhemmende Medikamente.
Was sind die häufigsten Gründe für eine Fehlgeburt?
Es lässt sich nicht immer genau sagen, wieso es zu einer Fehlgeburt kommt. Mach dir also bitte keine Vorwürfe, falls es dazu kommt. Du hättest in vielen Fällen nichts anders machen können. Was genau die häufigste Ursache ist, lässt sich nicht genau sagen – dazu finden sich unterschiedliche Angaben. Mögliche Gründe sind zum Beispiel:
- Fehlbildungen des Kindes: Ein häufiger Grund sind Entwicklungsstörungen oder Fehlbildungen beim Kind. Es kann sich nicht auf den Körper der Mutter einstellen oder wird über die Gebärmutter nicht richtig versorgt.
- Alkohol-, Tabak- oder Drogenkonsum: Genuss- und Rauschmittel können ebenfalls mögliche Ursachen sein. Es wurde auch vermutet, dass Koffein einen Einfluss haben kann – das wurde bisher aber nicht bestätigt.
- Starkes Übergewicht der Frau: Adipositas kann in der Schwangerschaft einige Nebenwirkungen mit sich bringen. Neben Aborten kann es auch zu einer Frühgeburt kommen.
- Infektionen: Es gibt bestimmte Infektionen und Erkrankungen, die das Risiko für eine Fehlgeburt erhöhen. Dazu gehört beispielsweise die Autoimmunerkrankung APS (Antiphospholipid-Syndrom). Um Infektionen frühzeitig zu erkennen, solltest du die regelmäßigen Vorsorgetermine wahrnehmen.
- Hormonelle Störungen: Bestimmte Krankheiten bringen deinen Hormonhaushalt aus dem Gleichgewicht. Deshalb werden solche Auffälligkeiten ebenfalls bei der Schwangerschaftsvorsorge überprüft.
- Schadstoffe: Bestimmte Schadstoffe in der Luft oder auch im Essen können in der Schwangerschaft ein weiterer Risikofaktor sein. Wichtig ist zum Beispiel, dass du über den Verzehr von Fisch nicht zu viel Quecksilber zu dir nimmst.
- Stress: Starker und anhaltender Stress zählt als weitere Ursache. Es geht dabei aber nicht um einige wenige Tage, an denen du mal viel zu tun hast. So etwas schadet deinem Kind nicht. Bei schweren Familienverhältnissen, häuslicher Gewalt oder psychischen Erkrankungen kann Stress allerdings eine Ursache sein.
- Unfälle: Schwere Stürze oder Autounfälle bringen in der Schwangerschaft ein erhöhtes Risiko für das Kind mit. Bei kleineren Einwirkungen ist dein Baby in der Gebärmutter aber gut geschützt.
Kann zu viel Stress zu einem Abort führen?
Um ihr Kind in der Schwangerschaft zu schützen, wird Frauen immer wieder empfohlen, dass sie Stress vermeiden sollten. Genau dieser Gedanke kann bei den Frauen allerdings noch mehr Stress hervorrufen. Bei alltäglichem Stress musst du dir aber nicht so große Sorgen machen. Du darfst ruhig mal wütend oder gestresst sein, wenn du schwanger bist. Wenn du aber merkst, dass du sehr häufig oder sehr starken Stress empfindest, solltest du den Gründen dafür auf die Spur gehen. Es kann auch helfen, dich während der Schwangerschaft in psychologische Behandlung zu begeben. Du kannst deine Sorgen auch jederzeit mit deiner Hebamme oder deinem Frauenarzt teilen. Sie können dich ausführlich beraten und dir Tipps für das weitere Vorgehen geben.
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Wie lange dauert der Abgang bei einer Fehlgeburt?
Bei dem Ablauf kommt es ganz darauf an, ob du medizinische Unterstützung in Anspruch nehmen möchtest oder nicht. Ohne Eingriff dauert der Abgang etwa zwei bis sechs Wochen. Du kannst dich ruhig für diese Option entscheiden, wenn du noch etwas Zeit brauchst, um dich von deinem Kind zu verabschieden.
In den meisten Fällen erfolgt aber ein kleiner medizinischer Eingriff. Je nach Fortschritt der Schwangerschaft gibt es dafür unterschiedliche Methoden.
- Saugkürettage: Gerade bei Frühaborten ist eine Saugkürettage eine oft gewählte Möglichkeit. Dabei werden Gewebereste aus der Gebärmutter abgesaugt.
- Kürettage: Bei der Ausschabung werden spezielle Instrumente zur Hilfe genommen, um die Gebärmutter zu entleeren. Du wirst dabei unter Narkose gesetzt.
- Geburt: In den späteren Wochen der Schwangerschaft (oft ab der 12. SSW) wird die Geburt mit Medikamenten eingeleitet.
Das passiert nach einer Fehlgeburt
Auch nach dem Abgang wirst du gründlich untersucht. Dazu gehören eine Blutkontrolle und eine Ultraschalluntersuchung. Es kann manchmal sein, dass du Medikamente nehmen musst, um eine Infektion zu vermeiden. In seltenen Fällen ist auch ein kurzer operativer Eingriff notwendig, um eventuelle Gewebereste aus der Gebärmutter zu entfernen.
In den meisten Fällen steht einer erneuten Schwangerschaft nichts im Wege. Allerdings sollten Eltern ein wenig warten, bevor sie wieder versuchen, schwanger zu werden. So kann sich die Gebärmutter besser zurückbilden. Es gibt Fälle, in denen es zu wiederholten Fehlgeburten kommt, das ist aber die Ausnahme. Falls das bei euch so ist, dann holt euch Unterstützung bei eurem Arzt oder der Hebamme. Ihr könnt euch auch an eine spezielle Kinderwunschklinik wenden. Mehr Infos zu wiederholten Fehlgeburten findest du in den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe.
Es ist wichtig, dass ihr über eure Erfahrungen und Gefühle redet. Bei Bedarf solltet ihr euch auch therapeutische Hilfe holen. Ihr könnt euch auch an die Telefonseelsorge wenden und anonym über eure Gedanken sprechen. Das Ganze geht auch schriftlich, falls ihr das Gefühl habt, eure Gefühle nicht richtig ausdrücken zu können.
Fazit: Den Verlust verarbeiten
Für Eltern ist es besonders wichtig, über den Verlust ihres ungeborenen Kindes zu sprechen. Seid offen miteinander und holt euch ggf. therapeutische Unterstützung. Es gibt oft noch das Bild, dass betroffene Frauen einfach sofort wieder schwanger werden können und dann alles wieder gut ist. Aber gebt euch selbst die Zeit, die Erlebnisse zu verarbeiten. Wenn es euch für den Abschied hilft, dann könnt ihr euer Baby beerdigen lassen. Wir wünschen euch alles Gute!