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Geburtsphasen: So läuft eine natürliche Entbindung ab

Geburtsphasen: So läuft eine natürliche Entbindung ab

Jasmin
Hebammenwissen von: Jasmin
Lesedauer: 8 min.

Viele werdende Mütter fragen sich, wie die Geburt ihres Kindes wohl ablaufen wird. Bei einer natürlichen Entbindung gibt es drei Geburtsphasen: die Eröffnungsphase, die Austreibungsphase und die Nachgeburtsphase. Je nach Frau und Kind verlaufen diese Zeiträume ganz individuell. An verschiedenen Merkmalen kannst du sie erkennen. Ich habe dir hier alle Informationen zu den Geburtsphasen zusammengestellt und verrate dir auch, wie du merkst, dass diese aufregende Reise startet.

Frau zu Beginn der geburt

Woran erkenne ich, dass die Geburt bevorsteht?

Eine Entbindung kündigt sich meist schon eher an. Noch vor den eigentlichen Geburtsphasen kannst du an diesen Zeichen erkennen, dass es bald losgehen wird:

  • Position des Babys: Dein Kind macht sich startklar. In den Wochen vor der Geburt verändert es seine Position, indem es – begleitet von Senkwehen – tiefer in dein Becken rutscht. Dabei senkt sich dein Bauch und du kannst nun wieder besser atmen.
  • Vorwehen: In den Tagen vor der Geburt können kräftige Vorwehen auftreten. Sie dienen dazu, den Kopf deines Babys noch besser in den Beckeneingang zu positionieren.

Frau im Bett

  • Schleimpropf: Während der Schwangerschaft schützt der Schleimpropf vor dem Muttermund dein Baby vor Keimen und Infektionen. Ein bis zwei Tage vor der Entbindung oder sogar am Tag der Geburt selbst löst er sich. Du erkennst das an schleimig-leicht blutigem Ausfluss, der auch Zeichnen genannt wird.
  • Allgemeinzustand: Viele werdende Mütter fühlen sich kurz vor der Geburt besonders müde, sind unruhig, können schlecht schlafen oder haben wenig Appetit.

Diese Anzeichen treten nicht bei allen Frauen auf. Es kann auch sein, dass du nur einzelne Veränderungen bemerkst – oder auch erst etwas kurz vor dem eigentlichen Geburtsbeginn. Diese Zeit kurz vor dem Beginn der Geburt wird Latenzphase genannt. Hier bereitet sich dein Körper aktiv auf die Entbindung vor.

Die Geburtsphasen beginnen mit der Eröffnungsphase. In den Tagen zuvor hat sich der Bauch bereits gesenkt.

Teil 1 der Geburtsphasen: die Eröffnungsphase

Die Eröffnungsphase ist die erste Phase der Geburt und auch die längste. Bei Erstgebärenden kann sie bis zu zwölf Stunden dauern. Die Vorwehen, die du vielleicht in den letzten Tagen verspürt hast, werden nun zu Eröffnungswehen. Ab dem Zeitpunkt, wo die Wehen Auswirkungen auf den Muttermund haben, spricht man von der Eröffnungsphase. Die Wehen sind nun 30 bis 60 Sekunden lang und treten in einem Rhythmus von fünf bis 20 Minuten auf.  Mit der Zeit werden sie intensiver und häufiger.

In dieser Geburtsphase verkürzt sich der Gebärmutterhals und der Muttermund weitet sich. Die Wehen drücken dein Baby in dieser Zeit noch tiefer ins Becken. Durch den Druck seines Kopfes bringt es die Fruchtblase zum Platzen. Dein Kind bewegt sich mit Hilfe der Wehen weiter durch das Becken.

Gegen Ende der Eröffnungsphase

  • wird der Muttermund rund zehn Zentimeter weit geöffnet sein,
  • treten die Wehen etwa alle ein bis zwei Minuten auf und
  • ist der Kopf deines Babys bereits durch dein Becken gelangt.

Dein Partner oder Geburtsbegleiter kann dir helfen, indem er dir eine entspannende Umgebung schafft und dich unterstützt. Achte darauf, genügend Wasser und leichte Snacks wie Obst oder auch etwas Schokolade zu dir zu nehmen. So hältst du deine Energie aufrecht. Es ist auch wichtig, dass du in dieser Phase immer wieder auf die Toilette gehst, um deinen Darm zu entleeren.

Leichte Snacks wie Obst oder Nüsse sind in allen Geburtsphasen wichtig.

Teil 2: die aktive Austreibungsphase mit Presswehen

Nun beginnt der Teil der Geburt, bei dem du aktiv mithelfen kannst. Diese Austreibungsphase dauert zwischen 20 und gut 120 Minuten, das ist je nach Frau ganz individuell. Wenn dein Muttermund vollständig geöffnet ist, schieben die Austreibungswehen dein Kind noch tiefer in dein Becken. Gelangt sein Kopf an deinen Beckenboden, löst dieser Druck auf deine Nerven in der Steißbeinregion bei dir den Drang aus mitzuschieben. Diese Wehen treten alle zwei bis drei Minuten auf. Bei vielen Frauen fühlt es sich so an, als müssten sie ein großes Geschäft machen. Spürst du das, dann drücke kräftig mit:

  • So schieben die Wehen das Köpfchen deines Kindes immer tiefer in die Scheide.
  • Mit einer kräftigeren Presswehe wird zunächst der Kopf deines Kindes geboren. Deine Hebamme stützt das Köpfchen.
  • Es folgen die Schultern bei der nächsten Wehe und anschließend der Rest des Körpers.
  • Begleitet wird das oft noch durch einen großen Schwall Fruchtwasser.

Herzlichen Glückwunsch, dein Baby ist da!

Neugeborenes Baby bondet mit seiner Mutter

Teil 3 der Geburtsphasen ist die Nachgeburtsphase

Direkt nach der Entbindung untersuchen Hebamme oder Arzt dein Baby. Die Nabelschnur wird durchgetrennt, dein Baby etwas gereinigt und dann darfst du mit ihm das erste Mal kuscheln. Meist legt die Hebamme das Neugeborene auf den Bauch seiner Mutter. Viele Babys beginnen dann instinktiv, nach der Brust zu suchen und daran zu saugen. Das unterstützt die Nachgeburtsphase.

In dieser Phase trennt sich dein Körper von der Plazenta. Sie wird durch die Nachgeburtswehen nach außen als sogenannte Nachgeburt geboren. Zudem beginnt bereits jetzt die Gebärmutter damit, sich wieder zusammenzuziehen. Viele Mütter bekommen davon nur wenig mit. Denn der Hautkontakt mit ihrem Baby schüttet kräftig das Glückshormon Oxytocin aus. Das lässt die Schmerzen verdrängen und sorgt für ein erstes Hochgefühl als frischgebackene Mami.

Du möchtest wissen, wie es jetzt weitergeht? Dann ist unser Angebot “Babys erstes Jahr & Wochenbettkurs” für dich perfekt! Hier wirst du liebevoll begleitet und erhältst wertvolles Hebammenwissen.

Ein neugeborenes Baby wird gesäubert

Häufige Fragen zu den Geburtsphasen

Jede Geburt ist individuell. Gerade in der Vorbereitung machen sich viele Schwangere Gedanken über den Ablauf und was sie erwartet. Das sind besonders häufige Fragen, die mich erreichen:

Wann sollte ich in die Geburtsklinik gehen?

Viele werdende Mütter haben Sorge, dass sie es nicht mehr rechtzeitig zum gewünschten Geburtsort schaffen. Die Vorstellung einer ungeplanten Hausgeburt behagt nicht jedem. Sei unbesorgt: Das ist sehr selten. Meist hast du auch bei rhythmischen Wehen noch ausreichend Zeit, in die Klinik oder das Geburtshaus zu fahren. Als Anhaltspunkt, um sich auf den Weg zum Geburtstort zu machen, gilt:

  • Du hast regelmäßige Wehen in gleicher Stärke und in gleichem Abstand.
  • Bei Erstgebärenden betragen die Abstände zwischen den Wehen etwa fünf Minuten.
  • Ab dem zweiten Kind laufen Geburten meist schneller ab. Daher ist es dann für dich Zeit, ins Krankenhaus zu fahren, wenn die Abstände zwischen den Wehen bei etwa zehn Minuten liegen.
  • Die Wehen dauern mindestens 30 bis 60 Sekunden.
  • Du hast ein bis dahin unbekanntes Gefühl, dass es jetzt ernst wird. Höre auf deine Intuition, sie ist ein wichtiger Ratgeber.

Schwangere Frau und Partner gehen Hand in Hand

Wie lange dauert es, bis der Muttermund vollständig geöffnet ist?

Die Eröffnungsphase endet, wenn sich der Muttermund auf circa zehn Zentimeter geöffnet hat. Das dauert bei Erstgebärenden meist zwischen 10 und 12 Stunden. Bei Frauen, die bereits Kinder geboren haben, liegt die Zeit bei etwa 6 bis 8 Stunden. Das sind nur ungefähre Werte, die nach oben und unten abweichen können. Außerdem kommt es auf das persönliche Empfinden an. Für manche Frauen sind die Eröffnungswehen nur wenig spürbar. Bei anderen Schwangeren dagegen machen sich bereits die Vorwehen schon schmerzlich bemerkbar, so dass die erste Phase der Geburt hier gefühlt deutlich länger dauert.

Frau mit Wehen

Wie schmerzhaft sind die Wehen?

Das ist ebenfalls unterschiedlich. Man kann aber schon sagen, dass die Presswehen heftiger und schmerzhafter sind als die Eröffnungswehen. Dafür sind Eröffnungswehen für viele Frauen schwerer zu ertragen, weil sie in dieser Phase noch passiv sind. Bei den Presswehen klappt die Verarbeitung besser, weil du nun aktiv mitmachen kannst. Zudem hast du meist auch nur wenige dieser Presswehen, mit denen du dein Kind zur Welt bringst. Mehr zu diesem Thema erfährst du in unserem Beitrag “Schmerz unter der Geburt”.

Was kann ich gegen Wehenschmerzen tun?

Hier gibt es viele altbewährte Hebammentipps:

  • Das richtige Veratmen der Wehen hilft vielen Frauen unter der Geburt. Yoga-Übungen leisten hier gute Dienste.
  • Auch eine andere Geburtsposition kann Wehenschmerzen erträglicher machen – viele Frauen entspannen sich gerne auf einem Gymnastikball oder gebären zum Beispiel den Vierfüßlerstand.
  • Homöopathie wird von erfahrenen Hebammen eingesetzt, um zum Beispiel die Geburt zu unterstützen, Wehen koordinierter zu machen oder auf die Emotionen einzuwirken.
  • Massagen können schmerzlindernd wirken.

während der Geburtsphasen kann es helfen, auf einem Gymnastikball zu entspannen

 

  • Unter der Geburt hast du auch die Möglichkeit, zu meditieren. Das hilft vielen Frauen bei der Schmerzverarbeitung.
  • Ein warmes Bad kann ebenfalls guttun.
  • Auch Akupunktur wird gerne eingesetzt.
  • Sind die Schmerzen zu heftig, besteht in Krankenhäusern auch die Option einer PDA Periduralanästhesie. Dabei wird ein Nerv im Rückenmark temporär betäubt.

Eingeleitete Geburt oder Kaiserschnitt

Bei einem frühzeitigen Blasensprung ohne Wehen oder aus anderen Gründen kann es sein, dass Ärzte eine Einleitung der Geburt empfehlen. Hier ist es möglich, dass die Geburtsphasen anders, kürzer oder auch heftiger ausfallen.

Artikel Empfehlung
Kaiserschnitt – Indikationen, Ablauf und Risiken

Wird dein Baby per Kaiserschnitt auf die Welt geholt, können einzelne Geburtsphasen komplett entfallen.

Es beruhigt viele Schwangere, wenn sie sich im Vorfeld über die verschiedenen Geburtsarten informieren. Denn wer vorbereitet ist, weiß im Fall der Fälle besser, was zu tun ist und was ihn erwartet.

Füße eines neugeborenen babys

 

FAZIT

Geburtsphasen sind eine spannende Reise

Endlich geht es los – das denken sich viele Eltern, wenn die Wehen beginnen. Neun Monate habt ihr auf euer kleines Wunder gewartet und nun könnt ihr euer Baby schon ganz bald kennenlernen! Du kannst dir sicher sein, mit der Hebamme und deiner Geburtsbegleitung eine gute Unterstützung an deiner Seite zu haben. Sie werden dich sicher durch die verschiedenen Geburtsphasen begleiten. Auch wenn du zwischendurch meinst, an deine Grenzen zu kommen, gehen sie mit dir weiter auf dieser Reise. Bis schließlich dein Baby geboren wird und du es endlich in deinen Armen halten kannst.

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